Turbulente Anfangsphase des Clubs

 

Klubgründung

In Deutschland legte Zuchtfreund Robert Hambüchen, Düsseldorf, mit den Grundstein für eine zielgerichtete Zucht, bereits 1886 hatte er sich der Zucht der Engl. Kröpfer verschrieben, die ihn bis an sein Lebensende begleiten sollte. Im Ausgang des v. v. JH. gab es schon ansprechendes Zuchtmaterial Englischer Kröpfer in Deutschland, was durch Importe aus dem Mutterland gefördert wurde. In dieser Zeit setzten die Zuchtfreunde Marten, Mundt, Ledosquet-Boppard, Rausch, Peters, Speckhan und San. R. Müller Maßstäbe für die Englische Kröpferzucht in Deutschland und ihr Wirken wird unvergesslich bleiben.

Dem Geist der Zeit folgend stand die Gründung einer Organisation auf der Tagesordnung. In der Tat war es so, dass die Englischen Kröpfer vielmals aus Unkenntnis unfachgerecht bewertet wurden. Der Englische Kröpfer verkörperte keinen einheitlichen Typ – es gab zu viele Unklarheiten. Den Züchtern fehlte die Orientierung – welches Zuchtziel sollte er anstreben? Diesem Vakuum setzten die Aktiven in der Englischen Kröpferzucht ein Ende. Im Februar 1912 war es soweit. Auf der 15. Nationalen in Frankfurt/Main (10.-12. Februar 1912) – es standen 92 Englische Kröpfer und erstmals in Deutschland 10 Englische Zwergkröpfer im Wettbewerb – wurde durch die Aussteller Ledosquet, Maurer, Speckhan, Eckstein, Hambüchen, Peters und Böhner, die Entscheidung zu einer Klubgründung getroffen. Zuchtfreund August Böhner, Köln-Nippes übernahm die Organisation der Klubgründung.

Zu diesem Zweck fand am 1. Mai 1912 um 9.00 in Düsseldorf im Hotel „Monopol-Metropole“ die Gründungsversammlung statt. Anwesend waren die Zuchtfreunde: Böhner, Eckstein, Hambrüchen, Ledosquet, Maurer und Speckhan. Ph.E. Maurer eröffnete die Gründungsversammlung. Die Tagesordnung umfasste 7 Punkte.

Von nun an gab es den

„Klub der Züchter Englischer Kröpfer einschließlich Zwergkröpfer gegr. 1912“.

Folgender Vorstand konstituierte sich:

Ehrenvorsitzender    Fr. Ledosquet
1. Vorsitzender        Ph.E. Maurer
Kassierer                 Franz Speckhan
Geschäftsführer       August Böhner
Beisitzer                  Robert Hambüchen, Max Eckstein

Das Zuchtziel war nun klar formuliert. Als Standard wurde der Englische zu Grunde gelegt. Bald schon war die Mitgliederzahl von 50 erreicht und es entwickelte sich unter den Mitgliedern ein nie geahnter züchterischer Eifer. Jeder versuchte den anderen zu überflügeln. Das Stammland unserer Kröpfer hielt seine Ernte, denn im Gründungsjahr wurden schon über 100 der feinsten Großkröpfer und Zwerge aus England eingeführt. Durch diese neue Blutauffrischung blieb der züchterische Erfolg auch nicht aus, denn unsere 1. Paradeschau in Köln am 9. Dezember 1912 wies 144 und die 2. Paradeschau in Frankfurt am 09. November 2013 147 Großkröpfer und Zwerge auf. Unter diesen Ausstellungstieren befanden sich ganz hervorragende Vertreter dieser Rasse. Der Krieg lähmte zwar unsere Vereinstätigkeit, vermochte aber nicht unsere Zucht zu zerstören.

Einfluss durch Deutsches Kaiserreich

Das Datum 06. August 1916 war für den Klub von entscheidender Bedeutung. An diesem Termin fand die Generalversammlung in Köln statt. Der Klub hatte nun 60 Mitglieder, leider konnten aber keine Ausstellungen abgehalten werden. Deutschland war im Krieg unter anderem mit England. Durch den Nationalstolz übte nun der BDRG Druck auf den Klub aus. Und so forderte der BDRG Vorsitzende Erich Schachzabel den Klub auf, bis spätestens 15. August den Namen zu ändern! Der BDRG schlug den Namen „Zeppelinkröpfer“ vor!

Dieser politische Druck spaltete den Klub tief. Der Ehrenvorsitzende Ledosquet und 1. Vorsitzender Maurer entschuldigten sich zu dieser Generalversammlung, legten aber schriftliche Anträge vor.

Nach langen Diskussionen in dieser Generalversammlung einigte man sich und beschloss „einstimmig“ die Namensänderung in:

„Züchterverein der Königskröpfer und Zwerg-Königskröpfer “

Schriftführer Böhner schrieb: „Als Schriftführer des Klubs habe ich aber nur meine Pflicht getan und war der Aufforderung des Bundes in dieser Angelegenheit nachgekommen….Um nun die Allgemeine Versöhnung unter den Züchtern der englischen Kröpfer und Zwergkröpfer wieder herbeizuführen und die Geschäfte unseres Klubs in der früheren Weise aufzunehmen, habe ich mich entschlossen, in der nächsten Generalversammlung den Antrag einzubringen und für unseren Verein und die englischen Kröpfer die ursprüngliche Bezeichnung wieder festzusetzen.“

Vermutlich diente die Umbenennung aber nur der Befriedigung des politischen Druckes, denn in allen Berichten und Veröffentlichungen wurde fast ausschließlich die alte Bezeichnung verwendet.

Wir können uns glücklich schätzen noch einen Zeitzeugen von dieser Zeit unter uns zu haben. Dieser Tage im Februar 2012 führte ich ein langes Telefongespräch mit unserem Ehrenmitglied, den großen Kröpferfachmann Josef Fischer aus Nordwalde. Er ist im 98ten Lebensjahr und berichtete mir sehr genau über seine Jugendzeit. Dort sprach man fast immer vom „Königskröpfer“.

 

Einfluss in der Weimarer Republik

1919 gab es wieder eine Sonderschau mit leider nur 18 Großkröpfern und 11 Zwergkröpfern. Wie in dieser Zeit im ganzen Lande, so war auch in der Rassegeflügelzucht sowie im Klub größte „Unordnung“. Erst 1923 wurde die Klubarbeit wieder aufgenommen. Dazu aufgerufen hatte der unermüdliche Schriftführer Böhner. Es existierten zu dieser Zeit bereits drei „Unterclubs“ in den Besatzungszonen. Doch die Züchter signalisierten den Willen von nun an wieder gemeinsame Wege zu gehen. Schriftführer Böhner wollte wieder Einigkeit, doch seine Ausführungen wurden in der Bundeszeitung gegen ihn „ausgebracht“. Auch war er gegen eine Mitgliedschaft im Bundeskröpferklub.

Nun sind die Engländerzüchter stark zerstritten. Willi Hambrüchen ruft öffentlich zur Gründung eines „neuen“ Klubs auf. Es kommt zu einer „Schlammschlacht“ zwischen diesen beiden Zuchtfreunden.

In der Ausgabe 23 der Geflügelzeitung des Jahrganges 1932 schreibt Willi Hambrüchen: „Auf unseren Aufruf ist es lebendig geworden unter den Züchtern der Englischen Kröpfer. Er ruft die Neugründung eines

„Hauptvereins der Engl. Großkröpfer und Zwergkröpfer“

aus und benennt sich zum provisorischen Vorstand! Von nun an hatten die Engländerzüchter die Möglichkeiten zwischen zwei Zusammenschlüssen zu wählen. Es entbrannte ein „Kampf“ um die Mitglieder, was zum Beispiel die Senkung der Beiträge beim Klub zur Folge hatte.

Der Klub beharrte auf seiner Jubiläumsveranstaltung ( 20 Jahre Klub von 1912!) vom 17. Juli 1932 in Homberg-Hochheide (= Adresse von Andreas Krach!) auf seinen ursprünglichen Namen.


Einfluss durch das Deutsche Reich

Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 musste Klubgeschäftsführer August Böhner nicht mehr erleben, denn er starb am 2. Januar dieses Jahres. Während man auf der JHV des Klubs von 1912 am 9. Juli 1933 in Wuppertal-Elberfeld der Ansicht war, dass er weiterhin Bestand hat, wurde durch den Vorsitzenden der Fachschaft 2 „Rassegeflügelzucht“, Artur Riedel (Groß-Kölzig) und der Anweisung des Führers, eine Gründungsversammlung für den 30. August 1933 nach Düsseldorf einberufen und der

„Sonderverein der Züchter englischer Kröpfer, einschließlich Zwergkröpfer“

gegründet. Der von der Fachschaft 2 ernannte Vorstand bestand aus den Herren Rübenstrunk, Dohle und Menke. Vom Klub von 1912 „durften“ die Zfr. Krach und Winterberg an dieser Versammlung teilnehmen. Es wurden zwei Gruppen gegründet: Gruppe West der Züchter der Engl. Groß- und Zwergkröpfer Züchter und Gruppe Ost der Züchter der engl. Groß- und Zwergkröpferzüchter. Warum dann ab jetzt auch bei den Mitteilungen des „Hauptvereins“ der Name

„Sonderverein der Züchter Engl. Groß- einschließlich Zwergkröpfer“

verwandt wurde ist aus den Aufzeichnungen nicht ersichtlich!


Nach 1945

Und selbst nach 1945 gab es kein Ende dieser Spaltungen und Umbenennungen des Klubs von 1912, da es durch die Teilung Deutschlands in BRD und DDR 1949 zur Gründung der „SZG“ = „Spezialzuchtgemeinschaft“ in der DDR kam, während in der BRD wieder der Name von 1912 angenommen wurde. Erst durch die Deutsche Einheit von 1990 konnte man dort wieder anschließen, wo man am 1. Mai 1912 begonnen hatte.

Reinhard Nawrotzky

Ich bedanke mich herzlich bei DDr. Kühschelm, der das Original-Protokollbuch (es ist teilweise in Kurrentschrift, zum Teil in lateinischer Schrift und teilweise handschriftlich) „beackerte“ und mir die wesentlichen Stationen zur weiteren Bearbeitung zur Verfügung stellte.